Missa in Jazz
Junger Kammerchor Baden-Württemberg und Trio "Pipes & Phones"
Rhein-Neckar-Zeitung, 28.09.2001
MR. Der Junge Kammerchor Baden-Württemberg fällt seit Jahren durch seine originellen Programme auf. Ein bisschen abseits vom Gängigen hat er sich eine sichere Position auch im Heidelberger Musikleben erarbeitet. Jetzt war das Ensemble - unter Leitung des Dirigenten und Leiters des Vokalbereichs der Heidelberger Musik- und Singschule, Jochen Woll - in der Providenzkirche zu hören, und wieder mit einem ungewöhnlichen Programm: einer wenige Tage zuvor in Gunsbach (Frankreich) uraufgeführten und danach noch im pfälzischen Leinsweiler zu hörenden "Missa" für "Voices, Pipes & Phones" (so ihr Titel) von Peter Schindler.
Der Stuttgarter Organist und Komponist arbeitet seit 1996 mit dem Saxofonisten Peter Lehel und dem Schlagzeuger Markus Faller im Jazz-Trio zusammen, und seine "Missa" verbindet klassische Kompositionstechniken der Kirchenmusik mit diversen, teils improvisierten, teils notierten Jazz-Stilen. Das ist freilich nicht ganz neu, und in vielen Abschnitten erinnert gerade die Kombination von Chorgeang und Saxofin doch recht deutlich an die Erfolge des Hillard Ensembles in Zusammenarbeit mit Jan Garbarek, auch wenn Schindler den strengen polyphonen Satz nicht oft anwendet. In der Mehrzahl folgt seine Chorkomposition stilistisch romantischen und leicht "angeschrägten" Harmonien, die zwischen gregorianischem Choral und Gospel-Anklängen auch unvermittelt hin und her wechseln. Ein der der schönsten, weil vielleicht schlichtesten Teile der Messe gelingt Schindler dabei im "Domine Deus". Schnell werden einige andere Nummern zu "Ohrwürmern".
Der Junge Kammerchor überzeugt durch weitgehend sichere Intonation und ein gutes Rhythmusgefühl. Die Homogenität der Stimmen allerdings könnte noch ausgebaut werden: Im nicht leicht zu singenden "Et resurrexit" etwa hört man die Stimmführer deutlicher als die übrigen Chorsänger. Doch das schmälert das Verdienst dieser Einstudierung und der äußerlich geschmackvoll gestalteten CD insgesamt kaum.
Die CD ist im Label "Finetone Music", Pforzheim, Nummer 8008, erschienen. Live zu hören ist das Werk noch am 29.9. in Stuttgart (Leonharskirche) und am 30.9. in Herrenberg (Stiftkirche).