Sprache und Ausdruck
Junger Kammerchor Baden-Württemberg in der Leonhardskirche
Stuttgarter Nachrichten, 10.12.2003
Meistens bestimmt eine Wiedergabe von Monteverdis Marienvesper, was deren chorische Psalmen angeht, konturenscharfe Geradlinigkeit und größte Strahlkraft. Jochen Woll hatte mit seinem Jungen Kammerchor Baden-Württemberg in der Leonhardskirche eine unspektakulärere Darstellungsweise gewählt. Sein gestalterisches Spektrum zielte nicht auf größtmögliche Prägnanz, sondern auf eine vielfältig unterscheidende Sichtweise der Linienführung. Neben einem kantigen, auf das sprachliche Element abhebenden Profil suchte der Chor auch nach weicheren, wärmeren Bereichen der Ausdrucksgebung. Der Junge Kammerchor erwies sich hierbei als flexibel und dynamisch beweglich, wenn auch klanglich bisweilen als etwas mager. Die instrumentale Begleitung durch das Barockorchester Larpa festante zeigte sich, was den klanglichen Gestus angeht, inspiriert, auch wenn rein technisch nicht alles schlackenlos bewältigt worden war und man im gestalterischen Ansatz die reine Lehre nicht immer bedingungslos verfolgte (Streicher!). Das exquisite Solistenteam (Monika Mauch, Laila Finvik Pettersen, Julian Podger, Hermann Oswald, Guillermo Anzorena, Ekkehard Abele) spürte dem Inhalt der continuobegleiteten Concerti (vorzüglich: Johannes Vogt, Chitarrone) mit äußerster Spannungsfülle und Lebendigkeit nach.
(Thomas Bopp)