Motetten vermitteln Trost und Zuversicht
Fest unter dem Motto "Fürchte dich nicht" / Junger Kammerchor begeistert beim Abschlusskonzert
Schwarzwälder Bote (Kreisnachrichten Calw), 05.10.2007
Bad Liebenzell. Unter das Thema “Fürchte dich nicht” hatte die Katholische Kirchengemeinde Bad Liebenzell ihr diesjähriges Gemeindefest gestellt, und “Fürchte dich nicht – Motetten zum Heilsversprechen von Bach bis Bojesen” war folgerichtig das Thema des Chorkonzerts, mit dem das Fest am späten Nachmittag in der Liobakirche zu Ende ging.
Ein überregional renommierter Chor konnte dazu gewonnen werden: der in Stuttgart ansässige “Junge Kammerchor Baden-Württemberg”, inzwischen über 20 Jahre alt und daher nicht mehr so ganz jung, aber von jugendlicher Flexibiltät und Vielseitigkeit und von seinem aus Pforzheim stammenden Gründer Jochen Woll (dessen erster musikalischer Ziehvater dort Rolf Schweizer war) mit agogischer Elastizität und präzisem Dirigat geleitet.
Dem Thema des Tages folgend war denn auch die achtstimmige Motette “Fürchte dich nicht” von Johann Sebstian Bach das zentrale Werk in der Mitte des Konzerts, ohne jegliche Instrumentalbegeleitung a capella gesungen, flott in den Tempi und für eine Begräbnismotette, als die sie 1726 komponiert wurde, fast etwas zu leichtfüßig. Perfekt war der doppelchörige Dialog, auch optisch durch die getrennte Aufstellung der beiden Chorblöcke sichtbar gemacht, und durchsichtig die Doppelfuge mit dem darüber schwebenden Choralsatz “Herr mein Hirt”.
Aus der weitverzweigten Bachfamilie stammten die beiden ersten Werke des Konzerts: von Johann Christoph Bach (1642-1703) die gleichnamige Motette “Fürchte dich nicht” mit einem strahlenden Cantus firmus “Wahrlich ich sage dir, heute wirst du mit mir im Paradies sein” und von Johann Bach (1604-1673) die mehrstrophige Choralmotette “Unser Leben ist wie ein Schatten”; da hätte man sich allerdings von dem im Wechsel aus der Nebenkapelle singenden, solistisch besetzten Fernchor etwas mehr Sprachverständlichkeit und Intonationssicherheit gewünscht.
Bevor das Konzert mit der “Kriegskantate” von Darius Milhaud (1892-1974) nach Texten von Paul Claudel zu Ende ging, erklang das eindrucksvolle “Pater noster” des noch lebenden dänischen Kirchenmusikers Michael Bojesen (geb. 1960). Die zum Teil an Gregorianik angelehnten Vertonungen der lateinischen Gebetstexte des “Vater unser” wechselten mit frei gestalteten Kommentaren in dänischer Sprache; einige Choristinnen kamen hier auch solistisch zur Geltung. Die Wiederholungen des “Fiat volunta tua” klangen wie eine hämmernde Chaconne. Und der nach dem kräftigen Schlussapplaus noch einmal wiederholte Sprechgesang der letzten Strophe endete in einem geradezu zarten, trostreichen und aufmunternden Akkord. Zuversichtlicher hätte man das “Fürchte-dich-nicht-Gemeindefest” kaum verlassen können.
Hermann Wulzinger