Ausdrucksstarke Männerstimmen
Händels "Messias" in der St. Vituskirche Heidelberg aufgeführt
Rhein-Neckar-Zeitung, 13.12.2007
„Nanu, wo bleibt denn der Chor?“, wunderten sich die Besucher der St. Vitus-Kirche in Heidelberg-Handschuhsheim. Einige Minuten mussten sie und das Barockorchester „L’arpa festante“ auf die Sängerinnen und Sänger des Jungen Kammerchores Baden-Württemberg warten. Minuten später betraten die Mitwirkenden dann das Kirchenschiff, um für Händels „Messias“ Aufstellung zu nehmen. In zweieinhalb pausenlosen Stunden begeisterten dabei die Sänger sowie das Barockensemble mit einer rasanten Interpretation des lyrisch-epischen Oratoriums. Mit großer Euphorie musizierten die Beteiligten, allen voran der musikalische Leiter des Abends: Leicht tänzerisch, jedoch präzise dirigierte Jochen Woll, sich überschwänglich hin und herwiegend, den Chor und das Orchester. Die Einsätze wurden von den Mitwirkenden akkurat umgesetzt, außer beim Chor Nummer 41,der mit einem A-cappella-Abschnitt beginnt. Hier trafen sie die Töne nicht gleich auf Anhieb und mussten korrigieren. Das darauffolgende Crescendo, komponiert als musikalische Umsetzung der Auferstehung, meisterten sie hingegen mit Bravour. Das Engagement des Dirigenten steigerte sich im Laufe des Abends immerweiter, so dass sich Woll im „Halleluja“ – begleitet von den obligatorisch pompösen Pauken und Trompeten – fast von seinem Podium abhob. Dieser Enthusiasmus übertrug sich besonders auf die männlichen Stimmen im Chor, die auch schon bei der Geburt Christi im ersten Teil beindruckend ihre Partien gestalteten. Den Frauenstimmen – so schien es –wurde die Anweisung gegeben, sich zurückzuhalten; zwar klar und deutlich, doch mit weniger Ausdruck, sangen sie die freudigen Worte in der Originalsprache „For unto us a Child is born“. Der Tenor Andreas Weller brillierte mit seiner Umsetzung der im Text angelegten Affekte in die Musik und bewies dabei auch schauspielerisches Können, denn der Sänger setzte den Text auch in Ausdruck und Mimik um: Bei seinem Rezitativ im Passionsteil über die Worte „Dein Tadel hat ihm das Herzgebrochen, er ist voll von Traurigkeit“stellte Weller eben diesen Schmerz auch szenisch dar. Auch die anderen Solisten (Monika Mauch, Sopran, David Erler, Altus, und Dominik Wörner, Bass-Bariton ) behaupteten sich klar gegen die Instrumentalisten, wobei es an manche Stellen von Seiten des Orchesters sinnvoller gewesen wäre, den Solisten den Vorrang einzuräumen und sich ein wenig zurückzunehmen. Nach dem letzten Schlussakkord war das Publikum begeistert von den Mitwirkenden und verabschiedete sie mit viel Beifall und stehenden Ovationen.
Winni Starke