Sein Klangspektrum ist riesig
Junger Kammerchor Baden-Württemberg mit neuer Kantate von Peter Schindler in Heidelberg
Rhein-Neckar-Zeitung, 10.05.2009
Die „Jazz-Missa“ von Peter Schindler sang der Junge Kammerchor Baden-Württemberg unter seinem Leiter Jochen Woll bereits vor einigen Jahren, jetzt gab es das jüngste Werk des Stuttgarter Komponisten mit diesem Chor im Brahms-Saal der Städtischen Musik- und Singschule Heidelberg zu hören: „Sonne, Mond und Sterne“, eine Kantate in zwei Akten. Gedichte vom Mittelalter bis zur Romantik hat Schindler vertont und damit einen Reigen menschlicher Sehnsüchte und Lebenslüste geschaffen.
Das Vorbild von Carl Orffs „Carmina burana“ ist unüberhörbar, ohne dass der Komponist eineKopie des populären Werkes versucht. In zwei Jahren soll die Uraufführung mit Orchester erklingen – jetzt gab es die Voraufführung der Kammermusikfassung mit Begleitung von Klavier (Peter Schindler) und Percussion (Herbert Wachter).
Als gut ausgebildeter Komponist kennt Schindler die Musikgeschichte und füllt den Chorpart durch stilsicher geführte Hand mit allem Anspruchsvollen, was die Tradition hergibt. Gregorianik, Kontrapunktik und Spätromantisches, Neoklassizistisches, harmonisch Modernes und Jazzmodi gehen mit den vertonten Gedichten eine anregende Verbindung ein. Besinnliche, sehnsuchtsvolle Chorlieder stehen neben mitreißenden Nummern, die von beschwingten Jazzrhythmen und Gospelharmonien farbenreich erfüllt sind. Moritatenhaftes à la Kurt Weill gibt im ersten Teil öfters den Ton an. Insgesamt eine vielschichtige Musik, die den Humor der Verse ebenso eingebungsvoll einfängt wie deren Ernst. Gedichte aus „Des Knaben Wunderhorn“ bestimmen den Großteil des 2. Akts. Deftiges, Erotisches und Lustvolles ist zu hören. Heiter Vergnügliches in der Art von Kinderliedmelodien weitet das stilistische Spektrum. Ein klanglicher Hedonismus, der vom Jungen Kammerchor unter Jochen Woll hervorragend umgesetzt wurde. Sehr rein und klangvoll wurden die anspruchsvollen Harmonien und weiten Intervallaufschwünge ausgestaltet. Große Publikumsbegeisterung.
Von Rainer Köhl