Die Rose wiegt sich im Rumba
Benefizkonzert im Tollhaus: 20 000 Euro Erlös für die Behandlung Obdachloser
Badische Neueste Nachrichten, 24.09.2011
Nur ein sanftes Klopfen auf das Bongo, zaghaft und zart, ebnet der Rose den Weg. Auf Rumba ist sie gebettet, der Rhythmus legt sich über die Ränge im großen Tollhaus-Saal. Dann überzieht ihn Peter Lehel mit einer sinnlichen Melodie, die gehaucht aus seinem Saxofon strömt. Schließlich stimmt sanft der Chor ein: „I Am The Rose Of Sharon“. In diesem so empfindsamen zweiten von acht Teilen des „Song of Praise“ von Peter Lehel nach dem Text des Hohen Liedes in der englischen King James Übersetzung stimmt die Musik nachdenklich –
macht sensibel auch für die Nöte anderer, etwa der Obdachlosen, für deren Unterstützung sie erklingt.
Viele Obdachlose scheuen den Weg zum Arzt, obwohl sie sich krank fühlen und medizinische Hilfe benötigen. Die Gründe hierfür sind vielfältig, zum einen scheitern sie an finanziellen Hürden wie Praxisgebühr und Zuzahlungserfordernissen und zum anderen verhindern negative Erfahrungen, gesellschaftliche Abweisungen und Diskriminierungen den Gang zum Arzt.
Diesem Problem entgegenzuwirken, das haben sich die fünf Karlsruher Rotary Clubs und der Rotaract Club vorgenommen und jetzt zu einem Benefizkonzert mit dem Peter-Lehel-Quartett und dem Jungen Kammerchor Baden-Württemberg im Tollhaus geladen. Rund 20 000 Euro kamen dabei zusammen, ein Erlös, mit dem die medizinische Ausstattung von drei Behandlungszimmern für Wohnungslose finanziert werden soll. Die Veranstalter wollen damit den Grundstein für eine umfassende medizinische Versorgung in Karlsruhe legen. Es ist geplant, dass die Behandlungszimmer im März 2012 übergeben werden können. Norbert Holstein, Past-Präsident des Rotary Clubs Karlsruhe-Fächerstadt und einer der Organisatoren des Benefizkonzertes, bedankt sich in seiner Begrüßung bei allen Unterstützern: „Dank der engen Zusammenarbeit mit der Stadt Karlsruhe, der Kassenärztlichen Vereinigung und den ehrenamtlich tätigen Medizinern, die sich bereits heute für die Obdachlosen und deren Gesundheit engagieren, ist uns hiermit ein weiterer Schritt gelungen, um die aktuelle Situation zu verbessern“, so Holstein.
Verwöhnt wurden die spendablen Besucher mit Jazzmusik bester Güte. Zu Beginn führte Peter Lehel im Quartett mit Ull Möck (Klavier), Mini Schulz (Kontrabass) und Dieter Schumacher (Schlagzeug) an gewählten Beispielen durch die Geschichte des Jazz in hundert Jahren vom Ragtime über Cool- und Free-Jazz bis zum aktuellen Stilmix – eine äußerst erhellende Wonne. Im zweiten Teil dann beeindruckte das Quartett mit dem Kammerchor mit der im Mai im Straßburger Münster uraufgeführten Lehel-Komposition in acht Teilen, die Texte aus der King James Bibel aus dem Jahr 1611 kontrastreich mit modernem Latin-Jazz verschmilzt.
Isabel Steppeler